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 Ausstellung  2013 / 2014                                                                                   Fa. M&M, St. Georgen  

  

                      

 Ausstellung November  2012                                                                                  KSK,  Spaichingen  

                                                          

Vortrag von Kunsthistoriker Dr. Ferdinand Messner M.A. anlässlich der Ausstellung „Gerlinde Haisch: Querschnitt“ in der Kreissparkasse Spaichingen am 4. November 2012

Die in Aldingen lebende und arbeitende Künstlerin Gerlinde Haisch zeigt in dieser Ausstellung
einen Querschnitt durch ihr äußerst vielfältiges, von zahlreichen Ausdrucksformen
und künstlerischen Techniken geprägtes Schaffen. Neben dieser Vielfalt, die uns immer
wieder neue Eindrücke vermittelt, ist vor allem die in dieser Ausstellung nachvollziehbare
Entwicklung von gegenständlichen Blumen- oder Landschaftsmotiven in Aquarell hin zu
weitgehend abstrakten Bildern bemerkenswert. Deren Besonderheit beruht nicht zuletzt
auf der Verwendung ungewöhnlicher Materialien wie Rost sowie innovativer Verfahren wie
etwa der Spachtel- und Verlauftechnik, welche die Künstlerin bei Lehrgängen kennen gelernt
und zu einer eigenständigen Formensprache ausgebaut hat.

Die extreme Vielgestaltigkeit der hier präsentierten Arbeiten lässt auf den ersten Blick
möglicherweise eine unverwechselbare Handschrift und eine durchgängige stilistische
Ausrichtung vermissen. Der Hang zum Experimentieren und Ausprobieren immer neuer
Möglichkeiten scheint der Künstlerin wichtiger zu sein als die Konsequenz und der Wiedererkennungswert
ihrer Arbeit. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass es sich
dabei nur um eine Seite der künstlerischen Tätigkeit von Gerlinde Haisch handelt. Auf der
anderen Seite werden abstrakte Grundmotive deutlich, die sich wie ein roter Faden durch
ihr gesamtes Werk ziehen und sich insbesondere in ihren neueren Arbeiten immer weiter
verdichten.

Ich meine damit vor allem Prinzipien wie Räumlichkeit und Bewegung. Ein Bild ist ja zunächst
eine Fläche, auf der die Künstlerin mit unterschiedlichen Mitteln, bei abstrakten Bildern
allein aus Farbe und Form, Vorstellungen von etwas erzeugt und in uns wachruft. So
ergibt sich bei ihren Figurenbildern allein durch die Beziehung der Figuren untereinander
und zu ihrem angedeuteten Umfeld ein fiktiver Bildraum, der uns wie durch ein Fenster auf
eine andere Wirklichkeit blicken lässt, und uns somit einen neuen Raum eröffnet.

Charakteristisch für nahezu alle Werke von Gerlinde Haisch ist darüber hinaus, dass diese
nicht in der Fläche verbleiben und allein mit illusionistischen Mitteln Raum erzeugen. Vielmehr
werden sie durch ihren pastosen Farbauftrag, die zusätzliche Verwendung plastischen
Materials wie Gips, Strukturpaste oder Sand, das Aufbrechen der oberen Leinwandschicht
wie beim Bild „Aufbruch“ und teilweise sogar durch die collageartige Einbindung
von Gebrauchsgegenständen wie Dosendeckel bei den „Spiegelungen“ oder der
„Goldader“ selbst zu plastischen Objekten, die in den realen Raum ausgreifen und so eine
neue Dimension erschließen.

Durch diese Plastizität ist den Werken auch eine zusätzliche Form von Dynamik eigen, die
uns nicht mehr nur durch Pinselstriche wie etwa bei den Bildern „Sog“ oder „Verwirbelt“
oder durch Farbkontraste wie bei den Verläufen in Rot und Blau suggeriert wird. Vielmehr
werden bei der „Spirale“ oder den „Strukturen“ aus Acryl und Rost die ohnehin dynamischkreisende
Spiralform oder die flammenartigen Strukturen zusätzlich durch einen Rosteffekt
betont, dessen Gestalt sich ähnlich wie bei oxidierenden Stahlskulpturen permanent zu
wandeln vermag. Veränderung und Dynamik werden hier also nicht nur vom Betrachter an
das Bild herangetragen und in das Bild hineininterpretiert, sondern sind integraler Bestandteil
des Bildes selbst.

Aber auch die erwähnten plastischen Bildelemente, die Bindung von Farbe und Hell-
Dunkel-Kontrasten an dreidimensionale Strukturen trägt zur Steigerung der Bildwirkung
und zu deren Abhängigkeit von externen Faktoren wie Beleuchtung oder Betrachterstandpunkt
bei. Bewegung und Wandel sind somit nicht auf das Bild selbst und die Gestaltungsabsicht
der Künstlerin beschränkt, sondern abhängig von der jeweiligen Umgebung
des Bildes, der konkreten Situation, in der es sich befindet.

 
Bilder wie „Blaue Lagune“ oder „All“ erinnern demnach nicht nur an bekannte Naturphänomene
und scheinen diesen Eindruck wie bei einem 3D-Effekt noch zu steigern. Es sind
auch abstrakte Kompositionen, die einen Eigenwert unabhängig von solchen Festlegungen
und bloßen Effekten besitzen.

Wie aus meinen Ausführungen hervorgeht, arbeitet Gerlinde Haisch also keineswegs willkürlich
oder beliebig, sondern durchaus konsequent in einzelnen, aufeinander folgenden
Bildserien, die ein Thema und eine technische Vorgehensweise in mehreren Bildern darstellen.
Entwicklung und Wandel beschränken sich demzufolge nicht nur auf ein Bild oder
den hier gezeigten Querschnitt durch das gesamte Schaffen. Vielmehr manifestieren sie
sich in den einzelnen Bildserien, die an jeweils einer Wand gehängt sind und somit von ihnen
auch in der Zusammenschau betrachtet werden können.

                                

 Ausstellung  Frühjahr 2012                                                                                Hegau Klinikum, Singen 

                                 

                                                                              

 Ausstellung  Frühjahr 2011                                                                                  Mediathek, Denkingen